Wenn sich das Leben so anfühlt, als wäre alles ein Traum, man zwar bewusst ist, aber sich trotzdem nicht ganz hier anfühlt. Wenn man das Gefühl für Interessen, Menschen und Tätigkeiten verliert, die einen vorher noch Freude und Befriedigung gegeben haben. Wenn man sich energiearm fühlt, wenig Kraft hat aufzustehen und die Dinge zu tun, die einen rufen und die man tief in sich als seine Berufung fühlt. Wenn man beim besten Willen nicht das erreichen und schaffen kann, was die Stimme im Kopf von einem verlangt und einen dann beschämt und verurteilt weil man es nicht erreichen konnte. Wenn man das Gefühl hat, dass etwas fundamental anders ist, das Leben und die eigne Wahrnehmung nicht mehr dieselbe ist. Das Gefühl der Verlorenheit.
Das was ich gerade beschrieben habe, sind Dinge, die ich in meinem Leben in der ein oder anderen Intensität die letzten Wochen verstärkt wahrnehme. Der letzte Blogeintrag liegt lange zurück. Das liegt zum einen daran, das ich mich verstärkt auf die Videos konzentriert habe und zum anderen nicht die Intuition hatte, mich hier zu teilen. Das ist jetzt anders.
Ich weiß das die oben genannten Gefühle und Situationen vielen von euch bekannt vorkommen. Das Gefühl der Verlorenheit ist ein wichtiger Katalysator für eine große Veränderung und deshalb so wichtig für mich, hier festzuhalten. Denn ja, das kann man lesen und als Depression abtun, als etwas wogegen man Pillen nehmen oder Therapie machen sollte. Und ja, die Grenzen zu dem, was ich beschreiben werde sind in der Tat sehr fein. Aus dem Grunde überlasse ich es euch als Lesern, wie ihr eure eigene Lebenssituation einschätzt und inwiefern dieser Text mit euch resoniert.
Verlorenheit als Weg sich Selbst zu finden
Einfach ausgedrückt, was ist denn das Gefühl der Verlorenheit?
Es ist die Auflösung des bisherigen Selbst und die Geburt des wahren Selbst. Es ist der Wegfall und die Integration der Ego-Identität und damit die Auflösung alter, begrenzender Muster, Vorstellungen und Glaubenssätze. Es ist die Brücke zu unserer Seele, das wieder Erwachen und verkörpern unserer göttlichen Natur, unserer höchsten Wahrheit und Liebe.
Viele von uns erleben eine sehr turbulente Zeit, eine sehr kräftezehrende und intensive Zeit. Auch wenn scheinbar in unserem Außen alles relativ normal erscheint, spüren wir tief in uns die Geburtswehen, die Schmerzen und das Leid eines ganzen Planeten. Wir spüren die Verschiebung und die anbahnende Renaissance des Bewusstseins. Und all das mag sehr überfordernd sein. Vor allem wenn wir nicht wissen, was zur Hölle überhaupt gerade passiert und vor sich geht.
Darum ist es von größter Wichtigkeit diese Zeit zu ehren und ihr und uns den Respekt und Dankbarkeit zu geben, die sie verdient. Als Lichtbringer eines neuen Zeitalters gehen wir alle durch das Tor in ein neues Bewusstsein. Um durch dieses Tor zu gelangen, lassen wir alles Alte hinter uns. All die Sorgen, Zweifel, Urteile, Limitierungen, Selbstvorwürfe und Beschämungen. Wir spüren noch einmal alles ganz genau, erleben es und lassen es vorbei ziehen, in der Erkenntnis, das all das was wir spüren und wahrnehmen aus unserem Bewusstsein heraus transformiert wird. Wir durchschreiten dieses Portal und gehen vorwärts mit der Essenz dessen, was wir wahrlich sind.
Die Auflösung des Egos
Das Ego, das die nahende Umarmung in die Liebe spürt, die es als sein Tod ansieht und deshalb mit allen Mitteln bekämpft, wütet und sträubt sich mit allen Tricks und Kniffen. Es weiß nicht was passiert und was es dagegen machen kann. Deshalb ist es jetzt umso wichtiger diesem Teil von uns mit Dankbarkeit, Annahme und Liebe zu begegnen. Es hat uns so weit gebracht und einen wichtigen Teil unserer Reise begleitet und gelenkt. Jetzt beginnt ein neuer Abschnitt, das Leben in der Verkörperung unseres wahren Selbst, unserer Seele, unserer höchsten Wahrheit und unseres höchsten Potenzials.
Das, was dem Ego früher Bestätigung und Kraft gegeben hat, fällt weg oder löst nicht mehr das gleiche in einem aus. Deswegen fühlt es sich so an, als würde Interessen, Hobbys und vielleicht auch der eigenen Beruf, aber auch Beziehungen plötzlich nicht mehr das gleiche sein. Es fällt nicht weg, sondern nimmt nur eine neue Form an. Aus der Asche erwächst unsere Kreativität und Produktivität in neuer Kraft, geerdet in Liebe und Erkentis unserer ewigen Natur. So tun wir diese Dinge nicht mehr um uns selbst wertvoll und gut zu fühlen, sondern weil es der Ausdruck unseres höchsten Selbst ist, der sich selbstlos und voller Hingabe entfalten kann.
Der Körper, Schlappheit und Krankheit
Das Leben bringt viele von uns gerade in die metaphorischen Knie. Durch Krankheiten sind viele dazu gezwungen das Leben zu entschleunigen und dem Körper die Zeit zu geben, die er braucht, um mit dieser allumfassenden Transformation hinterherzukommen. Den nicht nur auf Spiritueller, Emotionaler und Mentaler Ebene findet dieser Umbruch statt, sondern halt auch im Körper und es ist wichtig, sich die Zeit und Ruhe zu gönnen, damit alles seinen richtigen Platz findet.
Auch wenn wir keine größeren Krankheiten haben, kann das Gefühl stark sein, nicht genug Energie und Kraft zu haben. Das man gerade so mit allem klarkommt und mehr Schlaf als sonst braucht. Auch das ist kein Zeichen, dass man etwas falsch gemacht hat, das mit einem etwas nicht in Ordnung ist. Es ist der Körper, der die Ruhe und Entspannung einfordert die er braucht, um mit diesen Veränderungen klarzukommen und einen gesunden und ausgeglichenen Tempel für das Licht in uns zu festigen.
Auch unerklärliche Symptome können neu oder verstärkt auftauchen. Symptome, für die kein Arzt eine wirkliche Erklärung hat. Auch dies sind Botschaften unseres Körpers. Jede Krankheit, jedes Symptom hat seinen Grund und trägt ein Geschenk in sich. Es ist keine Manifestation, weil wir eine „geringe Schwingung“ haben, sondern weil wir durch das Hineinfühlen und verbinden mit dem Körper zu wichtigen, hilfreichen Einsichten finden, die den weiteren Weg erleichtern werden.
Was kann man tun? Was hilft?
Jeder Weg entfaltet sich im perfekten Timing und ist höchst individuell. Ich denke trotzdem, dass es ein paar grundsätzliche „Werkzeuge“ gibt, mit denen wir in dieser intensiven Zeit nicht verrückt werden (auch wenn man sich manchmal so fühlt) und man den „Geburtsprozess“ so angenehm und sanft wie möglich gestalten kann.
1.Meditation/Achtsamkeit: Durch das eintauchen in die innere Stille und das Wahrnehmen all der Dinge die in unserem Bewusstsein aktiv sind, finden wir Kraft und Stärke. Das Ziel ist nicht „Gedanken-frei“ zu sein, sondern sich als der unendliche Raum in dem alles auftaucht zu erfahren, der Beobachter, der alles spürt, fühlt und alle Gedanken wahrnimmt. Dadurch kommen wir auch in Kontakt mit vielen Antielen in uns, die gesehen und angenommen werden wollen.
2. Verständnis, Mitgefühl und Vertrauen: Diese Zeit ist für niemanden einfach und frei von Turbulenzen. Umso wichtiger ist es deshalb, den Inneren Kritiker nicht konstant laufen zu lassen und sich selbst Vorwürfe und Urteile um die Ohren zu hauen. Viel wichtiger ist, diesen Teil wahrzunehmen, ihm ehrlich und authentisch zu danken und dann für die Teile in einem mit Liebe und Hingabe da sein, die sich alleine, verurteilt oder abgestoßen fühlen. Du darfst auch mal nichts tun, eine Woche alles liegen lassen, raus in die Natur gehen, einen Kurzurlaub gönnen, einfach mal abschalten.
Das ist jetzt von höchster Wichtigkeit, auch wenn es innere Anteile gibt, die das Gegenteil davon wollen. Machen, schaffen, tun. Vertrauen in die perfekte Synchronizität des Lebens und das Mantra, das „alles was passiert, zu meinem höchsten Wohl ist“ können dabei helfen, mit anstatt gegen das Leben zu schwimmen. Die eigene Intuition ist jetzt der wichtigste Führer durch dieses unbekannte Terrain
3. Ruhe und Erholung: Wie schon erwähnt ist es von höchster Wichtigkeit dem Körper die Möglichkeit der Regeneration und Stärkung zu geben, damit er dass Licht des aufsteigenden Bewusstseins in sich hausen kann. Viel Schlaf, viel Wasser und so viel Bewegung an frischer Luft wie möglich und viel Zeit in der Natur sind der Balsam, nicht nur für die Seele, sondern vor allem für den Körper.
Dabei läuft alles in Phasen ab, mit Höhen und Tiefen, mit Freude und Schmerz. Weder das eine noch das andere ist das, was wir sind und wonach wir streben. Wir sind der Raum in dem sich alles entfaltet und um so ehrlicher, authentischer und liebevoller wir auf alles reagieren können, was in uns vorgeht, Emotionen, Gedanken, körperliche Belastungen, desto direkter und angenehmer lösen sich die Urteile und Anhaftungen an diese Zustände auf. Was bleibt, ist das wahre Selbst, was weder nach der Freude strebt, noch den Schmerz ablehnt.
Ein paar abschließende Worte
Was ich beschrieben habe, ist nur die Spitze des Eisbergs, einer Zeit, die erst wenn wir zurückblicken werden, ihre tatsächliche Wucht der Entfaltung offenbaren wird. Wir sind mittendrin und deswegen übersehen wir schnell das naheliegende und das große Ganze fällt aus der Betrachtung heraus. Ich hoffe mit diesem Artikel ein wenig aufzuzeigen und in Kontext zu setzten, was viele von euch erleben. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass all dies direkt aus meinem Bewusstsein entsprang. So ist doch vieles durch Matt Kahn inspiriert und ich würde jedem nahelegen, sich seine Videos einmal anzuschauen. Das was ich mit euch teile, ist meine Verarbeitung und Integration dessen was ich durch Matt aufgenommen habe.
Ja, das sind verwirrende Zeiten, aufwühlende Zeiten, transformative Zeiten und nicht zuletzt herausfordernde Zeiten. Doch nichts passiert um uns zu bestrafen, oder weil wir etwas falsch gemacht haben, nicht gut genug waren. Alles ist Teil unseres Weges zu unserer wahren Entfaltung und nichts was passiert, liegt außerhalb dieses Weges. Egal was du tust, du bist niemals außerhalb dieses Weges zu deiner eigenen, wahrhaftigen Erfüllung. Das heißt, nicht das du gut finden musst, was passiert, das du alles so rationalisierst, dass es irgendwie Sinn macht. Wenn wir allem mit Ehrlichkeit begegnen und im Kontakt mit den Teilen in uns sind, die diese Dinge erleben und fühlen, für sie da sein können und sie liebevoll durch diese Zeiten begleiten, erwacht nach und nach ein neues Bewusstsein in uns.
Unzerrüttbar von äußeren Geschehnissen und immer mit einem tiefen Vertrauen in das Leben und dem Pfad zu einem Leben mit geöffneten Herzen. Du bist nicht alleine, wir alle gehen dadurch und wir brauchen die gegenseitige Unterstützung und Erinnerung an diese Erkenntnisse.
Ich liebe euch alle von der tiefe meines Herzens. Auf das wir alle auf diese Zeit zurück blicken können und sagen werden
„wie dankbar ich für diese Zeit bin, sie hat mich zu meiner höchsten Wahrheit geführt“.
Euer Tim
9 Comments
Ja individueller Weg, das ist wahr…. mir geht es in vielem ähnlich wie Du schreibst – youtubest – aber auch total anders. Zur Zeit schwebe ich seit vielen Monaten auf einer (fast unglaubwürdigen) Phase des Hochs und Glücks, denn alles ist soviel besser, toller und beeindruckend positiver, wie ich es je erlebt habe. Ich bin nicht verunsichert, sondern fühle mich immer sicherer auf meinem Weg – ich spüre er ist der richtige.
Ich hatte im Frühjahr einen Unfall, fühle mich seitdem wie betäubt, wie in einem falschen Film – nicht real. Ich schaute mir den Film Matrix nochmal an, um etwas zu enrdecken. Vielleicht melde ich mich nochmal,
Lieber Tim,
vor kurzem bin ich auf Deine Videos gestossen auf You-Tube und finde es grossartig, daß du Deine Erfahrungen mit anderen teilst, um auch bei Ihnen für mehr Bewusstheit zu sorgen.
Ich glaube, ich befinde mich an einem ähnlichen Punkt wie Du. Auch für mich war E.Tolle ein Augenöffner.
Die Auflösung des Ego sehe ich mittlerweile als sehr problematisch an. Das habe ich bei mir und bei meinen Patienten versucht und habe damit genau das Gegenteil erreicht…
Meines Erachtens können wir unser Ego gar nicht auflösen…es auflösen zu wollen ist bereits Ego…………………………also folge deinem Gefühl weiterhin und lass das Ego los und beobachte es einfach, wenn es sich wieder meldet…
Zu deinem momentanen Gefühl kann ich mir vorstellen, daß du dich wie viele andere jetzt auch gerade – der Herbst ist gekommen – in die Yin-Phase gekommen bist. Da ist es ganz normal, daß Spannung und Stimmung abfällt. Je höher vorher das Yang gewesen ist, desto tiefer das Yin. Das ist natürlicher Rhythmus und Regulation…
Hallo☺
Mir ging es lange wie dir. Ich hatte Schwierigkeiten mit dem Ego auflösen und War verwirrt. Habe auch eine Weile mit E. Tolle gehadert.
Vor kurzem bin ich auf Schriften gestoßen, die mir dieses Problem gelöst haben. Ich unterscheide zwischen Verstand, Geist, meinem Selbst und dem Ego. Wenn das Ego stirbt bleib ich trotzdem übrig. Das Ego hängt mit allen Gefühlen und Gedanken zusammen die mit Angst, Schuld, Neid und Hass zu tun haben. Alles was aus der Liebe kommt ist mein ureigenes Selbst . Für mich ist das Ego eine Erschaffung durch Erziehung, soziales Umfeld und alles was uns prägt in den ersten sechs Lebensjahren.
Natürlich ist es trotzdem nicht einfach das Ego aufzulösen aber um einiges leichter ☺
Vielleicht hilft dir das ein bißchen.
LG
Linde
Danke Tim! Ich fühle was du schreibst. Schön immer wieder zu sehen, dass ich nicht alleine damit bin.
Lieber Tim,
ich empfinde wie du. Danke für deine Worte.
das leben rüttelt solange an uns, bis wir klar sehen, wer wir wirklich sind.
solange, wie wir uns als person empfinden, schwächeln wir, fühlen uns beschissen, grandios,
aber egal wie, wir sind das nicht. was wir sind ist unantastbar, ewig, unveränderlich,
spielen aber veränderungen, prozesse….jetzt ganz hier, welche freude. das leben lebt sich weiter, in vollen zügen und wir schauen dem theater einfach aufmerksam zu
Danke für deine Worte, die mir deutlich machen, was ich fühle und
nicht (be-) greifen kann!
danke lieber tim