In meinem Verständnis ist Erleuchtung ein großer Meilenstein und Wendepunkt auf dem Weg der Selbsterkenntnis. Dies kann ein singuläres Ereignis sein, ist meist aber ein Prozess und hat mehrere Stufen und Ebenen der Tiefe und Wahrhaftigkeit.
Erleuchtung heißt, alles in sich vereint zu haben, alle Anhaftungen und Identifizierung mit dem Ego transzendiert zu haben und in vollkommener Einheit mit dem Einen Leben zu stehen. Dabei wird man nicht zu einer leeren Hülle, sondern besitzt immer noch eine Persönlichkeit mit Vorlieben und Abneigungen, mit Hobbys und Interessen. Auch das Erleben von Emotionen aus dem „negativen“ Spektrum bleibt nicht aus, jedoch ist das Erleben dieser Zustände ein ganz anderes, da es keine Bewertungen, Widerstände oder Identifikation mit diesen Gefühlen gibt.
Auch bin ich der Meinung, das Erleuchtung verschiedene Stufen der Tiefe hat. Das dauerhafte verweilen in der komischen Einheit ist dabei die höchste Ebene. Doch auch diese ist „nur“ ein weiterer Meilenstein im Wachstum der Seele, welches kein Ende kennt.
Was ich in meinen Videos aus der Zeit nach Indien 2018 als Erleuchtung beschrieben habe, ist dabei eine Stufe „darunter“. Es gibt noch Ego, es gibt noch alte Wunden und damit auch innerlich noch Trennung. Das darüberliegende Erleben ist dennoch eins der Einheit, des „Flows“ und der kraftvollen Liebe und Zufriedenheit im eigenen Körper.
Für das Ego ist es natürlich hilfreich, sich an Richtwerten auszurichten und zu damit zu messen. Für die Seele ist das alles nebensächlich. Alles ist perfekt, alles ist genau richtig und jeder Moment könnte anders nicht sein. Aus dieser ultimativen Sicht ist alles schon erleuchtet, das Ego weiß es nur noch nicht.
Erleuchtung sollte also nicht angestrebt werden, um dem eigenen Leid und der Unzufriedenheit zu entkommen und in luftigen Höhe über all diesen menschlichen Dramen zu leben. Erleuchtung ist das natürliche Ergebnis eines Lebens in Hingabe an Liebe, Offenheit und Vertrauen. Da selbst die Erleuchtung nicht das Ende vom Wachstum bedeutet, sollte es nicht als der wohlverdiente Ruhestand nach jahrelanger innerer Arbeit gesehen werden. Es ist unser Urzustand und wird sich jedem, der offen dafür ist, früher oder später zeigen. Ob als kurzes aufflackern oder beständiges strahlen.
Da das Ego als Hindernis zu Erleuchtung gesehen und verstanden wird, entwickelt sich aus dem „normalen“ Ego oft ein spirituelles Ego, welches unter dem Anschein von Fortschritt und seelischer Weiterentwicklung dennoch weiterhin in der Trennung, Wertungen und Erwartung von Veränderung lebt. Davon bin auch ich nicht ausgenommen und nochmal:
„Das Ego ist kein Feind, kein Bossgegner, den es zu besiegen gilt, um zum Schatz vorzudringen. Das ist genau die Einstellung, die den ewigen Kreislauf des spirituellen Egos am laufen hält.“
Umso mehr das Ego verstanden, bewusst erlebt wird und mit Dankbarkeit in eine neue Aufgabe als Unterstützer des göttlichen Lichtes begleitet wird, desto eher wird sich Leichtigkeit, Zufriedenheit und Erfüllung einstellen. Das Ganze ist kein Wettrennen, in dem wir uns mit anderen vergleichen und bewerten müssen.
Viel wichtiger ist es, die innere Stille in sich ausbreiten zu lassen, sich mit dem verbinden, was immer da ist. Das zu fühlen, was nicht bearbeitet, geheilt oder transformiert wurde und allem anderen in einem mit neugieriger Offenheit, Mitgefühl und Verständnis zu begegnen. Denn selbst wenn sich so etwas wie Erleuchtung nicht einstellt (was auch immer das für dich heißt), lebst du ein Leben in seliger Verbundenheit und mehr kann man vom Leben nicht verlangen.
Hast du Fragen, Kritik oder Rückmeldung schreib mir doch einfach hier einen Kommentar.
Schreibe einen Kommentar