Die wichtigste Praktik, die ein Mensch in meinen Augen aufnehmen kann, ist die der Achtsamkeit. Achtsamkeit und Meditation sind dabei fast austauschbare Begriffe, die jedoch beide nochmal eine besondere Facette beschreiben.
Achtsamkeit ist das Fundament der Meditation, doch Achtsamkeit kann viel mehr sein und sich auch außerhalb der Meditationssession zeigen. Eine individuelle Meditationspraxis ist der Beginn von mehr Achtsamkeit im eigenen Leben. Die 10 Minuten der Meditation übertragen sich dann auf den Alltag und dann vor allem in die Momente, in denen wir oft in unbewusste Muster verfallen und das eigene, bewusst Erleben in den Hintergrund rückt.
Bevor es mit der Meditation losgeht
Das schöne und gleichzeitig so schwierige daran, mit dem meditieren anzufangen ist, dass es so viele unterschiedliche Techniken und Arten zu meditieren gibt. Das garantiert, das es für jeden Menschen und für jeden Lebensabschnitt die „richtige“ Art zu meditieren geben wird. Auf der anderen Seite macht es den Anfang schwer, da man erstmal ausprobieren und experimentieren muss.
Wichtig ist zu verstehen, dass jeder Meditationstechnik, Achtsamkeit und Fokus als Fundament zur Grunde liegen. Sich auf etwas zu konzentrieren (den Atem, einem Mantra, einem Bild, den Körper etc.) bringt uns in das gegenwärtige Erleben unserer Realität. Zum achtsamen Erleben des jetzigen Moments.
Somit ist Meditation von der Technik her enorm simpel. Eine beständige Praktik zu entwickeln und auch an die bereichernde Qualität der Meditation zu glauben und dranzubleiben, wenn es schwierig, überfordernd oder unangenehm wird, ist der schwierige Teil des Ganzen.
Sich zum Meditieren hinzusetzen fordert den gesamten Status Quo unserer inneren Realität heraus und bringt das Ego in Alarmzustand. Man bringt also erstmal etwas „fremdes“ in das eigene System, was auf Abwehr und Widerstand stößt. Gibt es tolle, befreiende und erfüllende Momente in der Meditation wird das erstmal noch als wertvoll vom Ego bewertet. Erlebt man dann an anderer Stelle aber unangenehme Gedanken, Gefühle und Körperzustände, wird der vermeintliche innerer Selbstschutz aktiviert und versucht (vielleicht durch exzessives denken) einen aus diesem Zustand herauszuziehen.
Diese Dynamik zu verstehen macht den Einstieg in eine regelmäßige Meditation auf jeden Fall einfacher. Die Qualität der Meditation ist dabei ebenfalls ein wichtiger Punkt. Ja, Regelmäßigkeit und Beständigkeit sind gerade am Anfang enorm wichtig, doch wenn Meditation zum Selbstzweck wird, kann sie ihr eigentliches Ziel verfehlen.
Du bist kein „besserer“ Mensch, nur weil du meditierst. Es gibt dir keinen Freifahrtschein, dein bisheriges Verhalten weiter zu rechtfertigen. Du bist kein „bewussterer“ Mensch, nur weil du dich jeden Tag zum Meditieren hinsetzt. Die Häufigkeit und Dauer ist längst nicht so wichtig wie das Mindset und die Intention, mit der man in die Meditation geht.
Ich habe vorher das Ziel der Meditation angesprochen und das ist ein weiteres Missverständnis. Es gibt kein Ziel in der Meditation. Gedankenfreiheit ist kein Ziel, tiefe Ekstase ist kein Ziel, ein angenehmes und friedvolles Gefühl ist kein Ziel. Meditation kann sehr unangenehm werden, mental, emotional und körperlich. Es werden wie erwähnt alte, innere Verteidigungsmechanismen aktiviert, die die Meditation vereiteln wollen. Dinge werden bewusst, die noch nie so bewusst erlebt wurden (die Wucht der Gedankenwelt zum Beispiel). Das ist nicht immer einfach und man kann leicht an den Punkt kommen, wo man sagt „Ich mache irgendwas falsch, Meditation ist nichts für mich“. Das einzige, was vielleicht falsch läuft, ist das eigene Verständnis und die Erwartungshaltung von Meditation.
Wenn Meditation also etwas ist, wovon du dich angesprochen fühlst, würde ich dir folgendes raten
1. Probiere „Geführte Meditationen“ aus. Entweder auf YouTube oder im Internet gibt es zu allem geführte Meditationen. Man muss nichts vorher wissen oder können, sondern folgt einfach nur der Anleitung. Das kann einen in die Welt der Achtsamkeit einführen und ein greifbares Erlebniss davon bringen.
2. Probiere „Meditations-Apps“ aus und mache es dir zum Ziel, 7 Tage, 14 Tage oder vielleicht 30 Tage jeden Tag ein paar Minuten zu meditieren. Es ist die Beständigkeit, die die wahren Qualitäten mit der Zeit aufschließt und das ist mehr Achtsamkeit und Bewusstheit in allen Facetten des Alltags.
3. Mach dir klar, mit welchen Intentionen, Urteilen und Erwartungen du in die Meditation gehst. Warum willst das machen? Ist es okay, wenn nichts bzw. etwas Unangenehmes auftaucht? Meditierst du, um nach außen hin „besser“ dazustehen? Diese ehrliche Reflexion wird langfristig vieles einfacher machen und die Geschenke der Achtsamkeit deutlicher zu Trage bringen.
4. Meditiere mit erfahrenen Freunden oder in einer „Meditationsgruppe“. Mit anderen Personen zusammen zu meditieren potenziert die Wirkung und das Erleben und macht es oft leichter, in angenehme und transzendentale Zustände zu finden. Nebenbei hilft der Austausch mit anderen zu neuen Erkenntnissen zu kommen, die die eigene Praxis schärfen.
5. Sei offen für neue Techniken und Herangehensweisen und schaue, welch unterschiedlichen Effekte die verschiedenen Meditationsansätze auf dich haben.
Um die einfachste Form der Meditation zu erklären, habe ich im Folgenden ein paar Schritte aufgelistet, die das ganze so simpel und zugänglich wie möglich halten.
1. Finde eine angenehme Sitzposition, ganz gleich wo.
2. Wenn du bereit bist, schließe die Augen und nehme drei bewusste, tiefe Atemzüge.
3. Alles, was du jetzt tun musst, ist dir deines Atmens bewusst zu werden. Lass ihn selbstständig ein und ausfließen. Du musst nichts tun. Bleibe mit voller Präsenz bei diesem Fluss ein und aus.
4. Gedanken oder andere Sinneseindrücke werden dich früher oder später aus diesem Fokus holen. Das ist ganz normal und vollkommen in Ordnung. Einfach weiter atmen und den Fokus wieder auf die Bewegung ein und aus legen.
5. Nach ein paar Minuten kannst du noch einmal drei bewusste, tiefe Atemzüge nehmen und langsam wieder die Augen aufmachen.
6. Wie hat sich das angefühlt? Wie direkt hast du deine Gedanken wahrgenommen? War es ent- oder anspannend? Fühlst du dich leichter oder schwerer?
Das ist der Grundsatz der Meditation. Natürlich gibt es, wie oben besprochen, viele verschiedene Atem- und Fokustechniken. Doch gerade am Anfang hilft es das Ganze einfach zu halten und sich mit dem Fundament zu beschäftigen und von dort aus neue Dinge auszuprobieren.
Die Reflexion und das Nachspüren am Ende sind besonders kraftvoll, weil sie die unbewussten Wertungen erkennbar machen und den Zugang zur eigenen Praxis damit leichter gestalten.
Ich habe noch ein Youtubevideo und eine geführte Meditation zu dem Thema. Sei offen, probiere dich aus und werde dir so bewusst wie möglich, was das Thema Meditation mit dir macht und was es in dir zeigt und hochbringt. Das sind wichtige Eintrittspunkte in ein tieferes Selbsterleben und eine Meditationspraxis, die Bestand hat und die wahre Vorteile mit sich bringt.
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