Wenn es ein wahres Selbst gibt, was ist dann das „falsche“ Selbst? Mit dieser Frage haben wir uns auseinandergesetzt, als wir das Ego besprochen haben. Natürlich sind beides Seiten des gleichen Bewusstseins. Worauf diese Charakterisierung hindeuten soll, ist, dass es etwas in uns gibt, was wahr und beständig ist. Was unvergänglich ist und vor diesem Leben und auch nach diesem Leben unverändert, ewig fortbestehen wird. Damit haben wir das Tor in die spirituelle Dimension betreten, den nicht-physischen Bereich unserer Realität.
Was ich mit Spiritualität meine und warum auch du spirituell bist, habe ich in diesem Artikel beschrieben.
Natürlich lässt sich Spiritualität nicht erzwingen. Wie du in meiner Geschichte vielleicht schon gelesen hast, war das auch in meinem Leben nicht anders. Nicht ich habe die Spiritualität gewählt, nein, sie hat mich gewählt (zumindesten hat es sich angefühlt). In diesem Artikel will ich so geerdet wie möglich die Realität unseres unendlichen Seins beschreiben und damit vielleicht einen greifbaren Zugang zu dieser scheinbar sehr abstrakten Welt zu bieten.
Ich bin mir sicher, dass wir alle schon „transzendentale Momente“ erlebt haben. Augenblicke, in denen Zeit nicht mehr zu existieren scheint, alle inneren Grenzen aufgelöst sind und alle Anspannungen, Gedanken und Urteile aus unserer Wahrnehmung verschwunden sind. Das mag tief erfüllender Sex sein, das neugeborene Kind zum erstmal im Arm zu halten oder einfach stilles verschmelzen beim Anblick erhabener Naturschauspiele. Momente kompletter Einheit und Präsenz, das Erleben des jetzigen Moments. Dies sind Tore in unsere Unvergänglichkeit, die Beständigkeit ewigen Seins.
Aus dem Ego heraus erleben wir alles fein säuberlich getrennt voneinander. Ich von dir, mein Handeln von Konsequenzen im außen und der Hund oder der Baum von dem Erleben von „Ich“. Unter dieser Realität und Wahrnehmung spannt sich jedoch ein größeres Netz an Verknüpfungen. Dies ist nicht rational zu erklären, (noch) nicht wissenschaftlich belegbar und somit für den modernen Verstandesmenschen nicht existent. Umso mehr wir uns jedoch erforschen, kennenlernen und auf tiefster Ebene begreifen, desto mehr öffnen sich auch in uns Ebenen, um auch die „Höchste Ebene“ in uns zu erleben.
Dabei ist das, was wir als unser wahres Sein beschreiben für jeden von uns auch eine Frage der Definition, die auch losgelöst von spirituellen Kontexten Bestand haben kann. Aus diesem Grund ermutige ich jeden „Bewusstseinsforscher“ da draußen so tief in sich zu schauen, dass er eigene Antworten und Erkenntnisse zu der Natur des eigenen Seins entdeckt. Wenn man tief genug schaut und genau hin spürt, zeigt sich diese Wahrheit so eindringlich und unverfälscht, dass für einen Selbst keine Zweifel mehr zurückbleiben.
Im Folgenden will ich ein paar Eigenschaften oder Energien beschreiben, die ich dem wahren Sein zuordnen würde. Dabei darf man nie vergessen, dass das Ego nicht als Feind oder Hürde auf diesem Weg gesehen wird, sondern als tapferer Begleiter, der jetzt auch und auch zu neuen, höheren Ebenen berufen wird.
1.) Das Wissen um die Einheit des Lebens prägt die eigene Sicht und das eigene Handeln. Ob das ein Verzicht auf tierische Produkte ist, ein paar Groschen in den Kaffeebecher des Obdachlosen in der Innenstadt zu geben, lernen verzeihen und vergeben zu können oder ein bewussterer Umgang mit der Natur ist. Wenn die Menschen um mich herum als meine kosmischen Brüder und Schwestern erlebt werden, alle Lebewesen und die Natur als Weise und schätzenswerte Manifestationen des Göttlichen gefühlt werden, entsteht mehr Einheit, mehr Respekt und mehr Zusammenhalt.
2.) Mit sich selbst liebevoll, wertschätzend und verständnisvoll umzugehen. Ob das auf der Ebenen der Gedanken ist, wie wir auf emotionale Krisen reagieren oder wie wir unsere Bedürfnisse erfüllen. Liebe ist der Eckstein allen Handelns. Wenn wir mit uns so umgehen, innerlich reden und auf Wünsche und Krisen eingehen, wie liebevolle Eltern mit einem Kind in Not, verkörpern wir diese Liebe und lassen unser wahres Sein durch uns scheinen.
3.) Vertrauen in das Leben. Das Leben in all seinen Höhen und Tiefen ist für uns eine Möglichkeit die Verbundenheit der gesamten Existenz direkt zu erleben. Wir müssen nicht immer gut finden, was in unserem Leben passiert, doch es ist immer auf unserer Seite. Aus höchster Sicht passiert jeder Moment um uns zu unserer höchsten Erfüllung zu geleiten. Emotionale Krisen sind Einladung zur Heilung, Rückschläge vielleicht ein Hinweis auf andere Möglichkeiten und Wege und neue Menschen, Jobchancen und unerwartete Bereicherungen eine Bestätigung des momentanen Weges. Ein Kämpfen, diskutieren und verhandeln mit dem Leben lässt immer auf ein Erleben aus dem Ego heraus schließen.
4.) Die eigene Zeit, Energie und Fokus wird gezielter genutzt und auf bereichernde, Bewusstseins-erhöhende und Herz-öffnende Praktiken und Wege ausgelegt. Wir nutzen die Zeit die wir haben, in dem wir mehr Bewusstheit, Liebe und Harmonie in unserem Leben erwachen. Für uns und alle Lebewesen. Das können Praktiken wie Meditation oder Yoga sein, Spaziergänge in der Natur aber vor allem auch Heilarbeit, wo wir tiefe alte Wunden heilen und die daraus entstanden, begrenzenden Glaubenssätze auflösen, um mehr inneren Raum für unsere wahre Natur schaffen.
5.) Wie wir mit Mitmenschen in Kontakt kommen, nimmt eine neue Tiefe ein. Aus dem Vertrauen der eigenen wahren Natur heraus und dem durch Heilungsprozesse geschaffenen Raum bieten sich im sozialen miteinander neue Möglichkeiten sich offen zu begegnen und auszutauschen, sich verletzlich zu zeigen, gesunde Grenzen zu definieren und die eigenen Vorstellungen und Bedürfnisse in Kontakt zu bringen. Dadurch entsteht mehr Akzeptanz, Verbundenheit und Liebe
6.) Die eigene Lebensgestaltung und Planung verändert sich. Durch diesen inneren Erkenntnisprozess erwachen auch neue Wünsche sein Leben in neuen Wegen zu gestalten. Das mag sein, seinen Besitz zu verkaufen und die Welt zu bereisen, seine Kinder in alternativen Schulsysteme aufwachsen zu lassen, bewusstere Entscheidungen in Politik und globalen Prozessen zu treffen oder aber auch längst vergessene Hobbys und Wünsche wieder in seinem Leben aufzugreifen.
Auch diese Liste ließe sich noch um viele weitere Punkte ergänzen. Wichtig ist die Veränderung und Unterschiede aufzuzeigen, die beim Erleben aus dem Ego heraus, hin zum „wahren Sein“ passieren. Diese sind natürlich sehr individuell und mögen bei einem mehr oder gar nicht passieren. Die zugrundeliegende Offenheit, Toleranz und Liebe ist jedoch das beständige Fundament.
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